Süddeutsche Meisterschaften der WKA 2008 in Niefern



Das erste Wertungsturnier der WKA, die Süddeutsche Meisterschaft fand in Niefern/Baden Württemberg statt.
Vom Shodan-Gym Simmern waren 17 Teilnehmer am Start, davon kamen 9 unter die ersten Drei:
H.l. Hubertus Giovannini 2.Pl.,Steven Murr 1.Pl.,Kevin Lopez 3.Pl.,Aaron Widera 2.Pl.,Manuel Bärtges 3.Pl.
V.l. Vanessa Lopez 3.Pl.,Gina Kelch 1.Pl.,Justin Giesbrecht 3.Pl.,Robin Braun 2.Pl.

 

Bericht von YVONNE THORHAUER (WKA Germany)

Eines gleich vorweg: die WKA hat viel vor in diesem Jahr. Dies macht sich bereits am ersten C-Wertungsturnier für dieses Jahr bemerkbar, das vergleichsweise spät, am 15. März in der Kirnbachhalle in Niefern, stattfindet. Ausrichter sind Künzler Athletics gemeinsam mit der WKA-Germany.

Die Schlange am Empfang hält sich in Grenzen, denn die Trainer sind gehalten, ihre Schüler gesammelt zu registrieren. Die Eintragung erfolgt gemäß Voranmeldung: wer schließlich doch zuviel auf die Waage bringt, so dass er in eine andere Gewichtsklasse wechseln muss, der zahlt eine Strafe von 5 Euro. Ziel dieser Regelung soll sein, dass die Pool-Listen bereits vorab geschrieben werden können und ein pünktlicher Turnierbeginn gewährleistet ist.

Leider funktioniert Letzteres heute nicht – die Kämpfe starten mit erheblicher Verzögerung, im Ring sogar erst um 13.30 Uhr. Allerdings muss man hier an die Kämpfer appellieren: wenn die Waage für Erwachsene von 10.15 bis 11.15 geöffnet ist und ein ganzes Vollkontakt-Team erst Stunden später anreist, hilft keine IT der Welt. Also, eine Bitte von den Kämpfern, die pünktlich sind und von den genervten Kampfrichtern, die bereits seit 10 Uhr vollzählig parat stehen: Früher aufstehen!

Für einen reibungslosen Ablauf künftiger Turniere bittet WKA-Deutschlandpräsident Klaus Nonnemacher darum, von Einzel-Voranmeldungen abzusehen und stattdessen den jeweiligen Schulleiter alle Meldungen zusammen vornehmen zu lassen. Dies beschleunige den Anmeldevorgang und verhindere namensbezogene Missverständnisse im Computersystem. Erstmals ist heute auf einem Turnier das System im Einsatz, das die WKA bei ihrer Weltmeisterschaft in Karlsruhe im vergangenen Jahr eingeweiht hatte. Es ermöglicht die automatische Erstellung der Pool- und Ranglisten und druckt den Teilnehmern eine Urkunde mit Platzierung und Foto aus. Doch zuvor müssen sich die 746 deutschen, österreichischen, schweizerischen und türkischen Starter der Süddeutschen Meisterschaft ihre Urkunden und Pokale, die bis zum dritten Platz vergeben werden, verdienen. Die meisten Teilnehmer stellt heute das Kickbox-Team Öhringen / Franken e.V. mit 33 Kampfsportlern.

In der kleinen Halle direkt im Eingangsbereich findet am Abend wie gewohnt Künzlers Fight Night statt. Aus diesem Grund ist der Zeitdruck enorm: sobald die fertigen Poollisten vorliegen, werden die rund einhundert Kämpfe in den beiden Ringen ohne Verzögerung ausgetragen. Im Vollkontakt-Ring sind die Steko-Schüler erfolgreich: Rewing Obaid, Viktor Lobes, Kristian Andric und Jessica Hasig erkämpfen sich den ersten Platz. Allerdings ist der Finalkampf zwischen Kristian Andric und Pietro Vecchio äußerst knapp, was sich auch in der 2:1-Entscheidung widerspiegelt. Beide setzen ihre Hände und Füße ausgewogen ein, Kristian bricht immer wieder Pietros Deckung auf und gewinnt schließlich, obwohl er in der dritten Runde im Vergleich zu seinem Gegner deutlich an Kondition verliert. Es war einer jener Kämpfe, bei denen man sich „eine vierte Runde“ wünscht, so ein langjähriger Kenner des Ringsports.

Weiterhin werden Süddeutsche Meister im Fullcontact: Gökhan Yertürk, Mario Stanislaw, Maximilian Köckritz, Björn Thiemann, die Schweizerin Sandra Matzinger, Jessica Hasig, Cornelia Zimmer aus Dresden und Victoria-Marie Gordon aus Berlin. „Kampfmaschine“ Daniel Dörrer, bereits zweifacher Weltmeister im Leichtkontakt, bahnt sich durch zwei K.O.’s, jeweils in der zweiten von den drei Runden, den Weg zum ersten Platz. So sympathisch der Schwabe mit der Drachentätowierung auf dem Rücken außerhalb des Rings ist – im Ring ist er unerbittlich und scheint unaufhaltbar. Sein Betreuer vom Karlsruher Mach 1 Studio ist sichtlich zufrieden. Im Kickboxen gewinnen ihre Klassen Joan Manuel und Emanuel Lique Canaveral, Alexander Walker, Sezgin Keskin, Bülent Gezgin, Erdal Arat und der Schweizer Roberto Riccardi. Im Ring nebenan kämpfen die Herren und Damen in kurzen Hosen. Erstplatzierte Thaiboxer sind Michael Eich, die Schweizerin Sandra Matzinger, Yassmin El Arfaoui, Cornelia Zimmer sowie Victoria-Marie Gordon.

Die Runden in der kleinen Halle mit den reichlichen Zuschauern, die ihren Kämpfern lautstark zur Seite stehen, treiben die Kampfrichter zügig voran. Supervisor Günther Kogucik kann zufrieden sein. In der großen Sporthalle wacht Anne Ulbrich über den reibungslosen Ablauf auf den Flächen. Ein Kampfrichtermangel zeigt sich erst deutlich am späten Nachmittag, als neben einigen Teams auch die Tischbesetzungen verschwunden sind. Würden Letztere und einige Kampfrichter länger bleiben, könnte man die gesamten Flächen bis zum Ende der Veranstaltung belegen und infolgedessen das Turnier Stunden früher beenden.

Auf den beiden Flächen der rechten Hallenseite laufen die Formen unter den Bundestrainern Wolfgang Hasenauer, Sifu Jürgen Wyszecki und Steve Kainath. „Bei den Erwachsenen haben wir weniger Starter als erwartet“, stellt Letzterer in Bezug auf die 106 Teilnehmer fest. Mit je zehn Schülern stellen die Budoschule Hasenauer und die Phönix Kung Fu Schule Rostock heute die meisten Formenläufer. Die neue Farbgurtklasse, darin sind sich Steve und Sifu Jürgen einig, sei ein „Flop“: Nur vier Leute seien in den sechs neuen Klassen gestartet. Jeder von ihnen habe einen doppelstöckigen Pokal konkurrenzlos mit nach Hause tragen können. Ohnehin seien die circa 58 Formenklassen für die vergleichsweise wenigen Starter nicht nötig. Indessen bedauern beide Bundestrainer, dass die Team-Klasse nicht ausgeschrieben sei und somit nicht ausgetragen werde, obwohl drei Teams bereit stünden. Was Sifu Jürgen freut ist, dass die gesamten Ranglisten-Ersten der vergangenen Jahre immer noch starten und sich nicht auf dem Erfolg vergangener Tage ausruhen.

Im Hintergrund läuft die Klasse der bewaffneten Damen ohne Musik, in der Sifu Jürgen bereits sei drei Jahren die Weltmeisterinnen stellt. Auch heute konkurrieren drei Starterinnen seiner Kung Fu Schule aus Klein Rönnau: Marion Sand fängt gut an, muss dann aber disqualifiziert werden, weil sie ihre helle Barde fallen lässt. Ex-Weltmeisterin Juliane Hoffmann erreicht mit ihrem Speer den zweiten Platz hinter Nele Lefeldt, Weltmeisterin 2006 und 2007, die mit ihrem Dreier-Stock die Kampfrichter begeistert. Die Herrenklasse gewinnt Wilson Bischoff, die Veteranenklasse Mario Worzfeld sowie Juliane Hoffmann. Bei den Junioren siegen Sebastian Hell und Tanja, Junker, bei den Kindern Elman Braun und Verena Fiegl. Bei den Waffen mit Musik werden Mario Worzfeld und Kathrin Schröter Süddeutsche Meister.

Erstplatzierte im Traditional Karate der Erwachsenen sind Richard Makohl, Rui Bouijo und Silke Büttner. Die Freestyle-Klasse der Erwachsenen gewinnt ebenfalls Mario Worzfeld, bei den Junioren und Kindern sind es André Kautz und Kathrin Schröter. Die Hardstyle-Klassen gewinnen David Volland, David Ludwig, Tanja Gottschalck, Markus Krismer, Tanja Junker, René Zöll sowie Gina-Celine Kelch bei den Mädchen.

Den doppelstöckigen Pokal für das Koreanstyle tragen davon: Ioannis Lerakis, Jennifer Mühle, Eugen Sokolowski, Anna Büchner und bei den Kindern Antonio Kirillu sowie Laura Günther. Bei Softstyle schaffen es auf den obersten Platz: Wilson Bischoff, Christos Bakas, Juliane Hoffmann, Artem Fedtschenko, Julia Belobrova und Luca Mast. Im Traditional Style der Veteranen gewinnt Michael Loveless.

Etwas härter geht es auf den Matten weiter rechts zu, wo die Erwachsenen im Leichtkontakt ihre Kämpfe austragen. Die unteren Herrenklassen gewinnen die Favoriten Eugen Seitz und Guido Rödel. Weiterhin siegen Denis Hahn, Adam Kurpierz, Christian Büschel, Marco Roß, Sven Schemmer, Frank Bormann, Katharina Sack, Claudia Grammelspacher, Claudia Kiesler, Verena Huber und Sarah Köder. Bei den Veteranen kämpfen sich LK-Team-Chef Andreas Ohnhaus, Michael Stephan, Oliver Schawe, Claudia Grammelspacher und Vera Gawlick auf den ersten Platz.

Bei den Leichtkontakt-Junioren gewinnen Kevin Striedelmeyer, Alexander Henneberg, Marzouk Dakdaki, Ugur Sakinc, Lucas Dorl, Eugen Böhm und Jonas Klug. Bei den Mädchen erkämpfen sich den doppelstöckigen Pokal Ljiljana Sinadinovic, Regina Halstein und Jennifer Rother. Bei den Kindern werden Süddeutsche Meister: Elias Neumeier, Willi Zielke, Francisco Uhlenbrok, Johannes Altschäffel, Kevin Striedelmeyer, Franz Lourzki, Joanna Knoob, Anne Drieschner, Dosta Sinadinovic, Hanna Giebel, Deniz Batinli und Jeanette Flierl. Bundesjugendtrainer Guido Rödel beklagt die mangelnde Kondition seiner Schützlinge, die sich noch nicht von der Weihnachtszeit erholt hätten. Weiterhin boxten sich die Kinder übermäßig hart auf das Gesicht, da sie dies nicht mehr gewohnt seien - war es doch in der vergangenen Saison noch verboten. Er bittet die Heimtrainer darum, das leichte Schlagen zum Kopf bewusst zu trainieren.

In dem kleinen Sanitätsraum bei den Umkleiden gehen unterdessen seltsame Dinge vor sich: Kämpfer in roter Kleidung rennen unmittelbar nach ihrem Kampf hinein, schließen die Tür und kehren ein paar Minuten später mit leicht blutendem Ohrläppchen zur Kampffläche zurück für die nächste Runde. Hinter der Holztür sitzt Sportmediziner und Konditionstrainer Stefan Mücke nebst Untersuchungsköfferchen, der mit den Startern des Kick-Boxing-Teams Leverkusen eine wissenschaftliche Laktat-Untersuchung durchführt. Er wird das Team bis zur diesjährigen Weltmeisterschaft in Orlando betreuen.

Das Ergebnis der heutigen Tests sagt er bereits jetzt voraus: wir werden feststellen, dass die Laktat-Werte bei schätzungsweise 15-16 Milimol liegen werden, denn die Kämpfer können sich bei dem Turnierablauf nicht richtig warm machen, weil sie nicht genau wissen, wann sie kämpfen. Dabei müsste man den Kampfbeginn mindestens eine halbe Stunde vorher sicher wissen, damit man ausreichend Zeit hat, um im aeroben Bereich starten zu können. Zu wenig Sauerstoff im Blut sei einer guten Leistung abträglich. Der „Trockenstart“ habe zur Folge, dass nur Laktat produziert werde, während sich der übrige Stoffwechsel noch nicht „im Fluss“ befinde. Dies sei schlecht für den Herz-Kreislauf, weil der menschliche Körper auf einen aeroben – und nicht anaeroben – Stoffwechsel ausgerichtet sei. Je mehr Sauerstoff man im Blut habe, desto schneller heilten Verletzungen, beispielsweise Zerrungen, und desto weniger bekomme man Infektionskrankheiten, so Mücke, der unter anderem einst Fußball-Nationaltrainer von Kamerun war.

Auch in den Pausen solle der Kämpfer nicht ruhen, sondern gehen oder locker joggen. Denn nur durch „aktive Erholung“ könne Energie zurück gewonnen und Laktat ausgeschieden werden. Den Laktat-Abbau könne man durch ein wettkampfnahes Training, also mit dem bewussten Einbau von Pausen, üben. Weiterhin sei es wichtig, viel zu trinken und mit leichtverdaulichen Kohlehydraten „nachzubessern“. Am besten hilft hier ein Elektrolytgetränk, aber kein „Durstlöscher“ wie etwa Gatorade. Auf ausdrückliche Nachfrage rät Mücke zu Nutraxx, ein in Apotheken und Drogerien erhältliches Produkt, das er in Zusammenarbeit mit der Universität Paderborn entwickelt hat. Für ihn ist es das „vollkommenste Elektrolytgetränk auf dem deutschen Markt“ (Nein, die Verfasserin wurde hierfür nicht bestochen.).

Wir werfen einen Blick auf die drei Kampfflächen auf der linken Hallenseite und fragen den sympathischen jungen Mann mit dem blonden Pferdeschwanz, wie es im Pointfighting bisher läuft. „Jou, mir hat’s g’folln“, antwortet Simon Völkl – kein Wunder, ist der Favorit doch heute in den beiden unteren Gewichtsklassen der Herren Süddeutscher Meister geworden. Doch noch etwas freut den Mallersdorfer ganz besonders: die neuen blauen Puzzlematten, auf denen das MG-Sports-Logo dezent angebracht ist, sind nicht rutschig. Es hat in der Tat lange gedauert, bis solche Matten erhältlich waren – kaum zu glauben in Zeiten, in denen der Mensch sich schon auf bemannte Marsflüge vorbereitet.

Auf den Matten, auf denen nun weniger Rutsch- und Verletzungsgefahr besteht, punkten sich weiterhin an die Spitze: Steven Murr, Marvin Beck, Kristian Böttger, Marcel Wassermann, Michael Reiser und Favorit Dirk Hilgert, der sich vergangenes Wochenende auch auf der Kickbox-Bundesliga im hessischen Fischbach sehen ließ. Bei den Damen gewinnen Olga Kine, Hannah Meinhardt und in den oberen beiden Gewichtsklassen die Formenläuferin Marion Sand.

Bei den Junioren werden Süddeutsche Meister: Marc Lauer, Julian Bergner, der Schweizer Leonardo Bröhan, Fabian Homeier, Kampfrichter-Neuling Philipp Jegorow, der Österreicher Dominik Schuster, Stephan Spannfellner, Alexandra Naaber, Tanja Höpfl, Anna-Sophie Kreis, Charlotte Baierl trotz angeschlagener Gesundheit sowie deren einstige Gegnerin und Vize-Weltmeisterin Nicole Szpulewski. Bei den Kindern setzen sich durch: Alexander Mülbaier, Tobias Gisy, Louis Maibaum, Sven Gabel, Kristof Wagner, Christian Löb, Daniel Weicher, Alisha Ziegler, Sandra Wandelt, Nina Bergner in zwei Gewichtsklassen, Stefanie Megerle und Tamara Lourzki. Bei den Veteranen rutscht Guido Rödel gegen Thomas Gisy knapp in das Finale -75kg und gewinnt schließlich nach Verlängerung durch den ersten Wertungspunkt gegen den ebenfalls blitzschnellen Michael Stephan. Die alten Herren sind alles andere als langsam, wie auch die Erstplatzierten Günter Schönrock, Oliver Schawe und Monika Riemer unter Beweis stellen.

Am Ende des Tages stellen wir fest, dass sich einiges geändert hat, aber nicht alles. „Die Brötchen kosten noch immer 2,50 Euro!“, stellt ein Trainer missmutig fest, wobei ihm der Hunger vergeht. Weiterhin vermissen viele, dass zum Saisonstart die Offiziellen und Bundestrainer der WKA nicht vorgestellt wurden, schließlich kämen immer wieder Neue und Verbandsfremde auf die Turniere. Aber es kann nicht alles perfekt sein – oder wie sagte jemand einst zu mir, als ich mit rollenden Augen vor ihm stand: „Man wächst an seinen Herausforderungen!“

YVONNE THORHAUER



Änderungen des Textes nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Verfasserin.



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